Als flache Zinsstruktur wird eine Situation am Kapitalmarkt bezeichnet, in der die Zinssätze für Kredite unterschiedlicher Laufzeit mehr oder weniger identisch hoch sind. Eine flache Zinsstruktur tritt vergleichsweise selten und wenn dann nur für einen relativ kurzen Zeitraum auf. Für gewöhnlich steigen die Kreditzinsen mit zunehmender Laufzeit an, weil Kreditgeber für den längeren Zeithorizont in Gestalt einer Risikoprämie vergütet werden wollen. Während die Zinskurve, die als graphische Darstellung den Zusammenhang zwischen Zinssatz und Laufzeit angibt, bei einer normalen Zinsstruktur ansteigt, verläuft sie – wie kaum anders zu erwarten – bei einer flachen Zinsstruktur nahezu waagerecht.
Eine flache Zinsstruktur kann für Kreditnehmer, die ihre Finanzierung planen, zwei Implikationen bedeuten. Da die Zinskurve ausschließlich Aussagen zur Relation der Zinssätze unterschiedlicher Laufzeiten zueinander macht, aber nichts über die absolute Höhe des Zinsniveaus aussagt, muss sich die Entscheidung an eben diesem ausrichten. Ist das Zinsniveau im historischen Vergleich hoch, sollte keine allzu lange Zinsbindung vereinbart werden. Bei einem niedrigen Niveau hingegen macht es durchaus Sinn, die Konditionen für einen sehr langen Zeitraum zu fixieren, weil aufgrund der flachen Zinsstruktur längere Laufzeiten nicht mit Aufschlägen auf die Finanzierungskosten verbunden sind. Dadurch können sich Kreditnehmer für lange Zeit gegen steigende Zinsen absichern.
Die Ursache flacher Zinsstrukturen liegt in einer seltenen Konstellation am Anleihemarkt, in der die Anleger indifferent gegenüber unterschiedlichen Laufzeiten sind. Verbraucher sollten darauf achten, dass die Bank nicht trotz der flachen Zinskurve Aufschläge auf die Zinsen längerfristiger Darlehen erhebt. Dies könnte sie tun, weil sie davon ausgeht, dass Verbraucher eine solche Preisgestaltung gewohnheitsmäßig erwarten. Wie sich die aktuelle Zinsstruktur darstellt, ist durch einen Blick in eine Tageszeitung mit umfangreichem Finanzteil in Erfahrung zu bringen. Dazu müssen lediglich die Renditen am Markt für verzinsliche Wertpapiere mit kurzen und langen Laufzeiten verglichen werden. Ergibt sich kein Unterschied, ist die Zinsstruktur flach.