Das Kürzel EONIA steht für „Euro Overnight Index Average“ und bezeichnet einen Zinssatz auf dem europäischen Interbankenmarkt. Der EONIA versteht sich dabei als das gewichtete Mittel der Zinssätze für unbesicherte Ausleihungen unter Banken mit einer Frist von einem Tag. In die Berechnung fließen die Zinssätze zahlreicher bedeutender Kreditinstitute des Euroraumes ein. Der EONIA-Zinssatz gilt als wichtiges Barometer für die kurzfristige Zinsentwicklung, hat jedoch darüber hinaus auch Aussagekraft im Bezug auf die Zinsen für Hypothekenfinanzierungen, da sich die tendenziellen Entwicklungen bei lang- und kurzfristigen Krediten in den meisten wirtschaftlichen Phasen ähneln.
43 Banken aus dem gesamten Euroraum melden an jedem Bankarbeitstag bis spätestens 18.30 Uhr den durchschnittlichen Zinssatz für ihre unbesicherten Ausleihungen an die Europäische Zentralbank (EZB) und geben dabei an, welche Volumina die Transaktionen des betreffenden Tages erreicht haben. Die EZB ermittelt dann aus den ihre gemeldeten Daten einen Durchschnittszins, wobei die höchsten und niedrigsten 15 Sätze eliminiert werden. Die Zentralbank leitet ihre Untersuchung dann an die Nachrichtenagentur Reuters weiter, so dass die Daten zur Entwicklung des EONIA in der Regel vor 19.00 Uhr zur Verfügung stehen.
Aus dem EONIA-Zinssatz werden zahlreiche Finanzprodukte abgeleitet und auch Baufinanzierungen können in gewissem Umfang an die Entwicklung des Interbankenzinses gekoppelt werden, auch wenn als Referenzzins besonders der EURIBOR genutzt wird. Der EONIA-Zins kann insbesondere bei der Bemessung eventueller Bereitstellungszinsen von Bedeutung sein, da Banken Kredite, die genehmigt aber vom Kunden nicht abgerufen werden, tageweise am Geldmarkt anlegen und dabei einen Zinssatz erzielen, der nahe dem EONIA liegt. Ein Anstieg des Zinssatzes führt dann zu höheren Kosten für den Kreditnehmer, der seine Mittel verspätet in Anspruch nimmt, während eine Senkung des EONIA zu einer Entlastung führt.
Ganz wesentlichen Einfluss auf die Zinsentwicklung hat die geldpolitische Ausrichtung der Zentralbank. Dieser wird aber anders als bei längerfristigen Zinssätzen nur durch tatsächliche Zinsentscheidungen ausgeübt, da im EONIA keine künftigen Erwartungen der Marktteilnehmer eingepreist sind.